"Schockzustand" Während des Fischzuges 1996
Am Aschermittwoch 1996 wurde in Ottersweier erstmals ein
Fischzug durchgeführt. Unser Zunftrat Erwin Weber konnte einen
alten Brauch aus dem süddeutschen Raum in die Otterschwierer
Fasnacht einbringen. Da die Beteiligung beim ersten Zug
ausgezeichnet war, soll der Fischzug fester Bestandteil des
Aschermittwochs bleiben.
Um dem rechten Narren den Übergang in seine zivile Existenz
nach Fasnacht zu erleichtern, haben sich schon unsere
Altvorderen Gedanken gemacht und sich mit diesem Problem
beschäftigt. Der Fischzug ist ein alter Brauch, der auch den
Narren in Ottersweier hilft, von der lustigen Fasnachtszeit in die
ernste und ruhigere Fastenzeit hinüber zu gleiten, ohne in einen
„Schockzustand" (aus dem Umstand herrührend, dass mit Schlag
Mitternacht am Aschermittwoch alles vorbei sein soll!) zu fallen.
Wie sieht der Brauch aus?
Man triff! sich in schwarzer Trauerkleidung. Männer im schwarzen
Anzug, Frack mit Hut oder Zylinder, Frauen ebenfalls in schwarzer
Kleidung (Anzug. Rock, Mantel, schwarzes Kopftuch).
Ein jeder trägt einen schwarzen Schirm bei sich. Zur weiteren
Ausrüstung eines jeden gehört eine Laterne oder Fackel, ein
Geldbeutel zur „Geldbeutelwäsche" am Marktbrunnen und ein
Trinkgefäß.
Vor Beginn des ..Fischzuges" (bei der Zunftstubb) zahlt jeder
Teilnehmer 3€ in die „Fischkasse". Dafür erhält er ein Brötchen
sowie einen Fisch, um sich für den Trauerzug zu stärken. Zum
Zeichen dafür, dass er bezahlt hat, bekommt er auf den Rücken
mit Kreide das Fischzeichen aufgemalt.
Sobald dieses Zeichen angebracht ist, hat der Träger
Sprechverbot bis zum Ende des Zuges. Wenn alle Teilnehmer
ihren Obolus bezahlt haben, formiert sich der Trauerzug. Die
Laternen werden entzündet, und der Zug setzt sich im
„Gänsemarsch", d.h. in Reihe hintereinander gehend in
Bewegung. Der Zug wird vom Trommler angeführt, der monoton
sein Instrument schlägt. In alle dunklen Ecken des Weges (bis
zum Marktbrunnen) wird mit den Laternen geleuchtet, und so
werden die bösen Geister des Winters vertrieben. Dies alles
geschieht in absoluter Stille, d.h. während des Zuges ist es allen
Teilnehmern verboten zu sprechen.
Jede Zuwiderhandlung wird mit einer Geldbuße (1.-€) in die
Fischkasse geahndet. So ist es ratsam. Kleingeld bei sich zu
tragen.
Dieses Sprechverbot gilt bis zu dem Zeitpunkt, an dem der
Oberzunftmeister am Marktbrunnen mit der Zeremonie des
„Geldbeutelwaschens" beginnt. Während des Zuges werden
Brötchen. Fisch und Wasser mitgeführt und verkauft, natürlich
ohne ein Wort zu sprechen. 1996 konnten sich fast alle ( zum
Schaden der Kassel) an das Sprechverbot halten.
Nur ein Zunftmeister, der im übrigen auch dem Gemeinderat
angehört, konnte seinen Mund nicht halten und musste kräftig in
die Fischkasse einzahlen !
'In Trauer Versammelte ..., Oh jammern ... "